Montag, 4. November 2013

Samstag, 19.10.2013 – The Boardroom [Ennie]

Uh, heute DEN GANZEN TAG klettern. Nachdem es gestern Abend noch ein ziemliches Durcheinander mit Treffpunkt und Zeitpunkt gab, haben wir einfach beschlossen, mit dem Zug nach Shotton zu fahren, wo heute ein neues Climbing Centre – The Boardroom – eröffnet wird. Gaspi, Gabriel, 2 Franzosen – Aurelie und Bastien - und Anna, eine Deutsche, die ursprünglich aus Kasachstan kommt, schließen sich uns an. Von Bahnhof in Shotton ist es noch eine halbe Stunde Fußmarsch zum Centre. Als wir dort ankommen, ist zwar schon einiges los, aber vom Mountaineering Club sind wir die Ersten.

The Boardroom ist eine riesige Halle, in der man den ganzen Tag mit unterschiedlichsten Klettermethoden verbringen kann. Und in der Mitte ist eine Art Lounge zum Chillen. Nach einer ewigen Anmelde-Prozedur gehen wir als erstes an die Bouldering Walls. Zur Erklärung: Beim Bouldering macht man an einer vielleicht vier bis fünf (? - ich bin so schlecht im Schätzen) Meter hohen Wand bis zu 9 Schritte und ist dabei nicht gesichert, sondern stürzt auf eine ziemlich dicke Matte. Kann aber trotzdem weh tun, wie ich heute bei einem relativ hohen Absturz feststellen musste :-). Hier trainiert man vor allem die Technik und das ist auch das, was wir die letzten Male gemacht haben. Beim richtigen Klettern mit Top Rope dagegen ist man mit einem Seil gesichert, das ganz oben an der Wand (15 Meter?) befestigt ist. Entweder es gibt eine automatische Sicherung oder man wird – wie in den meisten Fällen - von jemanden gesichert, der das Seil unten hält (belay). Das Seil kann einen dann unterstützen, je nachdem wie straff der Sichernde es hält. Dann gibt es noch das Sport-Klettern, bei dem man in 2 Meter Abstand immer wieder sein Seil in dafür vorgesehene Karabiner an der Wand einhängt, während man auch von unten gesichert wird. Das ist das härteste.

Einstieg in die Bouldering Walls, Gaspi gibt uns Tips
Zum Mittag wollen wir Pizza aus dem fahrbaren Steinofen essen, doch der Teig ist noch fast roh und so bekommen wir eine neue.
Danach gehen wir mit einem Mitarbeiter des Centres das erste Mal ans Top Rope Klettern. Die Atmung wird in der Höhe verdammt schnell, aber man hat volles Vertrauen in den Sichernden und in das Equipment und man kann sich im Falle des Falles richtig ins Seil hängen (außerdem scheint der Mitarbeiter keine Lust mehr zu haben, denn er zieht uns mehr, als dass wir selber klettern können). Und das ist auch das, was ich daran nicht mag: Man wird zu sehr vom Seil unterstützt und schafft es nicht alleine dort hoch. Beim Bouldering ist es wirklich nur dein eigenes Können, was dich nach oben bringt. Top Rope fühlt sich ein bisschen an wie Betrug. Die meisten anderen finden das aber viel besser als Bouldering. Und es ist ja zum Üben und zum Kraftaufbau da und man kann die Spannung des Seils ja mit zunehmender Erfahrung lockern. Ganz schön krass, diese extrem kurzfristige Anstrengung...


Top Rope Wall,
an der schrägen Wall hinten rechts wird später der Contest ausgetragen werden
Danach noch ein bisschen bouldern und den anderen beim Sport-Klettern zusehen (Bastien ist extrem gut!) und dann kommt das Beste des ganzen Tages: Wir gehen nochmal zum Top Rope und werden von unseren Club-Kollegen gesichert. Lisi klettert bei Gaspi – und ist das erste Mal in der ganzen Zeit hier beim Klettern wirklich im Flow, sie hat sogar einen richtigen Höhenflug (im wahrsten Sinne des Wortes!). „Flow“ ist für uns die Bezeichnung, wenn man ganz und gar in einer Tätigkeit aufgeht und alles andere drum herum vergisst. 3 Voraussetzungen sind dafür nötig: 1. Die Tätigkeit muss den richtigen Schwierigkeitsgrad haben – sie muss dich richtig fordern, aber nicht überfordern. 2. Sie muss mit deinen expliziten, also bewussten Zielen übereinstimmen, z.B., dass man durch das Klettern fit werden will. 3. Und sie muss mit deinen impliziten, also nicht bewussten Motiven übereinstimmen (durch Tests ermittelt), z.B. dem Leistungsmotiv. Ich war beim Klettern und Pole Dancing im Flow, Lisi bisher beim Zumba. Und jetzt ist sie beim Top Rope, also auch beim Klettern im Flow!!! Ich freue mich so sehr für sie! Strahlend über das ganze Gesicht!!!

Danach erstmal eine Pause, während die guten Kletterer sich einen Battle an der komplett überhängenden Wand liefern – auch hier schafft es Bastien fast bist zum Schluss (sieht man ihm gar nicht an!). Am Ende tauchen auch noch die „Chefs“ des Club auf und wir haben endlich mal Zeit, sie näher kennen zu lernen. Als wir dann nochmal mit ihnen Klettern wollen, verlassen uns jedoch langsam die Kräfte, ziemlich ärgerlich, aber kein Wunder, wenn man schon seit 7 Stunden dran ist.
Und so verabschieden wir uns bald und gehen noch mit einigen in einen Pub, um auf den Zug zu warten. Lisi trinkt schaumigen Ale, was sehr lecker sein soll. Werd ich auch irgendwann mal probieren!

Zuhause gibt es noch schön Abendbrot, wir bemitleiden uns gegenseitig wegen unserer ruinierten Finger, Ellenbogen, Knie und vorallem Nägel und quatschen ewig lang bis uns unsere tiefe Erschöpfung ins Bettchen bringt. Es war ein einmaliger Tag!!!

1 Kommentar:

  1. Ihr seid unglaublich!!! Aber toll, was Ihr so alles macht! Nur: bitte immer schön sichern, gelle? LG aus SM

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